Erfahrungsaustausch und Networking sind Kernelemente erfolgreicher Vereins- oder Verbandsarbeit – und oft der entscheidende Grund, warum Menschen sich für eine Mitgliedschaft entscheiden. Doch das Interesse an Präsenzveranstaltungen nimmt ab; aus vielfältigen Gründen. Wie können Vereine und Verbände auf die veränderten Rahmenbedingungen reagieren, um Networking und Erfahrungsaustausch weiterhin als Kernelement zu positionieren?
Als Agentur unterstützen wir große Vereine wie den VDI oder den DVS – nicht nur bei TYPO3-Themen, sondern auch bei strategischen und konzeptionellen Herausforderungen im Marketingbereich. Das Verbands- und Vereinsleben wird maßgeblich vom persönlichen Austausch der Mitglieder untereinander geprägt und wurde so jahrzehntelang erfolgreich gelebt.
Durch die fortschreitende Digitalisierung haben Menschen aber immer weniger Interesse und Zeit an Präsenzverstantaltungen teilzunehmen.
Der persönliche Invest ist für viele zu hoch. Das Interesse am Erfahrungsaustausch bleibt aber weiterhin groß.
Was also tun?
Die Mitgliedschaft in einem fachlichen oder beruflichen Verein/Verband bietet einen Zugang zu einem wertvollen Netzwerk von Fachleuten, das sowohl für berufliche Kontakte als auch für diverse Kooperationsmöglichkeiten genutzt werden kann. Das Netzwerk ist für die meisten Mitglieder vermutlich einer der wichtigsten Gründe dem Verein beizutreten und eine kostenpflichtige Mitgliedschaft abzuschließen.
Verbände und Vereine bieten oft exklusive Weiterbildungsangebote, Schulungen und Fachveranstaltungen an, die zur beruflichen und persönlichen Entwicklung beitragen. Auch hier kann sich die Mitgliedschaft lohnen, wenn Weiterbildungsmaßnahmen oder Veranstaltungen für Mitglieder kostenlos angeboten werden.
Neben den beiden Kernthemen Networking und Weiterbildung spielen exklusive Mitgliederangebote, Gutscheinsysteme oder ähnliches allerdings kaum eine Rolle. Der Verband oder Verein sollte sich auf das konzentrieren, was er kann und wofür er steht.
Es braucht heute ein paar starke Argumente um Menschen für das Verbands- oder Vereinsleben im beruflichen oder fachlichen Kontext begeistern zu können.
Zeit ist für viele Menschen heute sehr viel knapper und wird anders genutzt, als noch vor 20 oder 30 Jahren. Die beruflichen Prioritäten liegen anders. Besonders von der jüngeren Generation, die maßgeblich für den Nachwuchs im Verein oder Verband entscheidend ist, wird mehr Zeit in private Themen wie Familie, Freunde oder Sport eine wichtigere Rolle investiert als unbedingt in den Beruf.
Das bedeutet nicht unbedingt, dass das Interesse am Beruf oder Berufsfeld geringer ist. Jedoch wird für Weiterbildung, Austausch oder Engagement immer weniger Zeit investiert. Genau hier müssen Vereine ansetzen und die digitale Transformation als Chance ergreifen, um auch in Zukunft erfolgreich zu bleiben.
Denn der Bedarf an der Vernetzung von Fachkräften steigt weiter.
Wir nutzen hier eine kleine Geschichte von einem fiktiven Tobias und bedienen uns dem Storytelling, um unseren Ansatz vorab zu veranschaulichen.
Das wirklich interessante Seminar in München wird der 33 jährige Tobias aus Bornheim bei Frankfurt nicht besuchen. Dafür steht im Moment zu viel an. Im Job und Privat. Es ist nicht so, als das Tobias keine Lust hätte nach München zu reisen, aber seit 2 Jahren haben er und seine Frau Lisa Nachwuchs. Seit der kleine Noah da ist, ist die Zeit ein wenig knapper geworden. Das Tagesschäft wird nicht weniger und im Alltag teilen sich beide die Aufgaben: KiTa, Einkaufen, Kochen. So einfach für 2 Tage nach München ist da schwierig, denn Lisa geht ja auch arbeiten.
Man kann sich zwar digital zum Seminar zuschalten und mithören, aber das ist irgendwie nicht das Gleiche. Und wenn man schon im Büro oder Homeoffice ist, dann gibt's plötzlich auch andere Dinge zu tun. Früher war das noch anders, als man vor Ort war. Da war nur Seminar und Abends gab's ein Bierchen mit Smalltalk. Heute klingelt das Telefon, E-Mails fliegen ins Postfach und irgendwer will immer irgendwas. Tobias lässt es also ganz sein, mit dem Seminar. Bringt ja nix, denkt er sich und fährt ins Büro – nachdem er den kleinen Noah in der KiTa abgegeben hat.
Oft geht's nicht so auf, wie man sich das vorstellt. Ein Seminar aufzuzeichnen, damit sich das im Nachgang jemand ansehen kann, ist nett. Aber nett ist nicht das, was nachhaltig erfolgreich ist. Das erfolgreiche Seminar-Format von früher lebte von persönlichem Austausch und dem Networking-Bierchen im Anschluss. Ohne den echten Austausch verliert so ein Seminar schnell seinen Glanz.
Aber warum versuchen viele Verbände und Vereine alte Formate zu digitalisieren anstatt einfach neue, digitale Formate zu entwickeln?
Zu den ersten wirklichen Kommunikationsplattformen im Internet gehört das Forum. Es ist einfach zu verstehen, es bietet einen sehr persönlichen Austausch, es gibt Bereiche für verschiedene Themen und es ist moderierbar.
Ein Forum ist eigentlich die perfekte, digitale Kommunikationsplattform. Foren waren nie sonderlich hübsch, aber das darf sich im Jahr 2024 ja gerne ändern. Der Einsatz von einem Forum erzeugt "User Generated Content". Das bedeutet: Der Austausch der Mitglieder findet automatisch statt. Es gibt keinen Redaktionsplan, keine Content-Creation, keine Media-Spendings. Vereine und Verbände können somit eine unglaublich kosten- und ressourcenschonende Plattform entwicklen, die sich selber steuert.
Menschen werden oft von belebten Orten angezogen, da dies als Indikator für Qualität oder Beliebtheit gilt. Ins Forum muss also Musik. In jedem Verband oder Verein gibt es einen engagierten Personenkreis, der bereit ist, Pionier zu spielen. Die ersten Beiträge und Kommentare können auch gescriptet sein – Hauptsache, im Forum herrscht Aktivität und es gibt Themen, die die Mitglieder zum Diskutieren anregen. Starten Sie kontrovers, um viel Aufmerksamkeit und Reichweite zu erzeugen.
Ein Forum muss nicht wie ein klassisches Forum aussehen. Im Grunde ist ein soziales Netzwerk ein Forum mit erweiterten Funktionen, in dem sich Nutzer vernetzen können. Reduziert man es auf das Wesentliche, sind auch Facebook oder Instagram letztlich nichts anderes als Foren.
Ein geschlossener Personenkreis macht das Forum einerseits exklusiv und andererseits sicher. Eine valide Anmeldung mit der Mitgliedsnummer schützt beispielsweise vor missbräuchlichem Content im Forum.
Ein eigenes soziales Netzwerk. Den Verband immer dabei. In der Hosentasche. Juhu!
Das klingt wirklich gut und spannend – und das ist es auch. Nichts hat das soziale und gesellschaftliche Umfeld in den letzten Jahren so stark geprägt wie soziale Netzwerke, positiv als auch negativ. Bei einer privaten Variante eines sozialen Netzwerks sind die negativen Aspekte jedoch minimiert.
Das Thema ist umfangreicher als ein Forum zu entwickeln. Um eine Lösung zu schaffen, die einen nachhaltigen und langfristigen Austausch im Verein oder Verband ermöglicht, sollten folgende Punkte konzipiert und/oder umgesetzt werden:
Nutzer müssen sich registrieren und verifizieren lassen, am besten mit einer Mitgliedsnummer oder durch eine Einladung. Eine Zwei-Faktor-Authentifizierung bietet zusätzliche Sicherheit.
Verwaltung von Berechtigungen, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Mitglieder Zugang zu bestimmten Bereichen oder Informationen haben. Entwicklung unterschiedlicher Rollen (z.B. Administrator, Moderator, Mitglied) mit spezifischen Rechten und Pflichten.
Werkzeuge zur Überwachung und Moderation von Beiträgen und Kommentaren, um Missbrauch zu verhindern. Funktionen für Nutzer, um unangemessene Inhalte zu melden.
Erstellen von themenspezifischen Gruppen oder Foren für Diskussionen innerhalb des Netzwerks. Optional, da sehr aufwändig, aber mit viel Mehrwert: Vernetztung von Mitlgiedern und persönlicher Chat.
Intuitive und anpassbare Benutzeroberfläche, die den Bedürfnissen der Mitglieder gerecht wir sowie anpassbare Benachrichtigungen über Aktivitäten, Nachrichten und Updates. Einfache und klare Nutzung durch Mitglieder. Individuelle Gestaltung im Corporate Design des Vereines oder Verbandes. Modern und zeitgemäß.
Aus alt macht man nicht mal eben neu.
Inbesondere der fachliche Austausch und das Kooperationsgeschäft leiden unter ausbleibenden persönlichen Treffen. Der persönliche Austausch kann durch virtuelle Formate oft nicht vollständig ersetzt werden. Hier sollten neue Formate und hybride Modelle entwickelt werden, die die Vorteile beider Welten kombinieren.
Es ist essenziell, die Gründe, warum Menschen Mitglied in Vereinen oder Verbänden werden, regelmäßig zu hinterfragen. Insbesondere im Hinblick auf neue Generationen, die mit digitalen Technologien aufgewachsen sind, kann es andere Erwartungen und Bedürfnisse geben. Diese zu verstehen und darauf einzugehen, ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Organisationen.